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Checkliste Pflegebedürftigkeit
zusammengestellt von Walburga Dietl, Zentrale Anlaufstelle Pflege, Tel. 53 989 53
 
Pflegebedürftigkeit kann schleichend auftreten oder plötzlich wie bei einem Schlaganfall. Pflegebedürftig zu sein bedeutet, sich nicht mehr selbständig versorgen zu können und auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen zu sein. Bei der Organisation von Pflege geht es um mehr als Anträge und Geld. Auch menschlich sind alle Betroffenen gefordert. Rechtzeitige Auseinandersetzung mit der Thematik kann die anstehenden Entscheidungen erleichtern.

Was können Sie im Vorfeld tun?

* Bitte überlegen Sie, wie Sie im Pflegefall versorgt werden möchten, und notieren Sie Ihre    Vorstellungen.
* Tauschen Sie sich mit Ihren Angehörigen bzw. Bezugspersonen darüber aus.
* Erstellen Sie eine Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung oder Betreuungsverfügung.
* Sorgen Sie, wenn möglich, für eine altengerechte Wohnung mit schwellenfreiem Zugang. 

Sind im Krankheitsfall schon alle medizinischen Möglichkeiten genutzt?

Folgende Fragen sollten Sie mit dem behandelnden Arzt klären:
* Sind die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft?
* Kann Rehabilitation in einer Klinik oder Einrichtung zu Verbesserungen führen?
* Ist Rehabilitation zuhause angebracht (z.B. Krankengymnastik, Logopädie)?

Was ist bei der Pflege zuhause zu bedenken?
* Die Wünsche des zu pflegenden Menschen und deren Grenzen sind zu bedenken.
* Pflegebedürftiger und Bezugspersonen sollten sich über die Art der Versorgung verständigen und einigen.
* Art und zeitlicher Aufwand der täglichen Pflege und Betreuung sind bei der Planung zu berücksichtigen.
* Es ist zu prüfen, ob die Wohnung den Pflegebedürfnissen angepasst werden kann.
* Eventuell ist eine Person aus dem persönlichen Umfeld bereit, die Pflege zu übernehmen.   Idealerweise verfügt sie über ausreichendes pflegerisches Wissen.
* Überlegen Sie, ob weitere Personen eingebunden werden können, beispielsweise zur  Hilfe bei alltäglichen Verrichtungen.

Welche Unterstützung ist bei der Pflege zuhause möglich?
* Sie können individuelle Pflegeberatung vor Ort anfordern (über einen ambulanten Dienst,  finanziert von der Pflegekasse).
* Die Pflegepeson kann einen Pflegekurs besuchen, um ihre Kenntnisse zu erweitern.
* Sie können einen Pflegedienst beauftragen, der Leistungen übernimmt wie Grundpflege (Körperpflege, Ernährung, Mobilität), Behandlungspflege (medizinische Verordnungen) oder hauswirtschaftlicher Versorgung.
* Sie können ergänzende Hilfen in Anspruch nehmen wie Hausnotruf, Essen auf Rädern, Einkaufs-Lieferdienst oder Fahrdienst.
* Sie können durch speziell geschulte Helfer entlastet werden, die Menschen mit dementiellen Erkrankungen zuhause betreuen.
* Sie können ehrenamtliche Helfer eines ambulanten Hospizdienstes anfordern, die schwerkranken Menschen in der letzten Lebensphase zuhause begleiten.

Durch welche Rahmenbedingungen können Sie sich die Pflege erleichtern?
* Es gibt vielfältige Hilfsmittel für den Dauergebrauch (wie Gehwagen, Toilettensitz-Erhöhung, Wannenlifter) und den Einmalgebrauch (wie Inkontinenz-Produkte).
* Mit Wohnungsanpassung lassen sich manche Probleme beseitigen (z.B. durch Abbau von Stolperfallen, Ersetzen von Wanne durch Dusche, Verbreiterung von Türen). 

Sind die finanziellen Mittel ausreichend, um die erforderliche Pflege zu finanzieren?
* Wenn Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, ist meist eine Eigenbeteiligung  erforderlich. Sie müssen die Höhe dieser Ausgaben kennen, z.B. durch  Kostenvoranschläge.
* Die Pflegeversicherung unterstützt finanziell. Stellen Sie einen Antrag auf Pflegeeinstufung  bei der zuständigen Pflegekasse. Voraussetzung für die Genehmigung einer Pflegestufe  ist, dass mindestens 45 Minuten pro Tag Hilfe bei der Grundpflege erforderlich ist.
* Bereiten Sie sich auf die Begutachtung vor. Für Menschen mit erheblichem allgemeinen  Betreuungsaufwand (z.B. bei Demenz) können Leistungen nach dem Pflegeleistungs-  Ergänzungsgesetz (PflEG) genehmigt werden.
* Bei geringem Einkommen kann Unterstützungen beim Sozialamt beantragen werden; für   Pflegeheime ist in Mittelfranken dafür der Bezirk zuständig.

Sie pflegen einen Angehörigen. Wie können Sie einer Überforderung gegensteuern?
* Bitte achten Sie auf die Grenzen Ihrer eigenen Belastbarkeit. Holen Sie sich rechtzeitig Unterstützung!
* Nutzen Sie die Kurzzeitpflege, die dem pflegebedürftigen Menschen zusteht: er wird einige Wochen im Jahr in einem Heim adäquat versorgt, und Sie können Kraft schöpfen.
* Sollten Sie krank sein oder einen wichtigen Termin haben, können Sie  „Verhinderungspflege“ auch zuhause in Anspruch nehmen, z.B. durch Versorgung von    einem Pflegedienst.
* Tagespflege-Einrichtungen betreuen und versorgen Ihren Angehörigen tagsüber, abends ist  er wieder zuhause.
* In einer Betroffenen-Gruppe können Sie Ihre Erfahrungen mit anderen pflegenden Angehörigen austauschen.

Was ist zu tun, wenn die Pflege zuhause nicht mehr zu schaffen ist?
* Informieren Sie sich über Pflegeheime, deren Leistungen und Preise. Sehen Sie sich  Heime an und machen sich ein eigenes Bild.
* Wenn die Aufnahme zeitnah erfolgen soll, informieren Sie sich über freie Heimplätze. Die  Befürchtung, keinen Heimplatz zu finden, ist in der Region Nürnberg unbegründet.
* Treffen Sie gemeinsam die Entscheidung für eine bestimmte Einrichtung. Beachten Sie  dabei krankheitsbedingte Erfordernisse und Vorstellungen des Betroffenen.
* Wenn bei einem Mensch mit schwerer Erkrankung die letzte Lebensphase bevorsteht und  eine adäquate Versorgung zuhause schwer wird, wenden Sie sich an ein stationäres  Hospiz.

In dieser Checkliste sind beispielhaft die grundlegenden Aspekte benannt, die es zu bedenken gilt. Natürlich treten im Einzelfall zusätzliche oder andere Fragen auf. Auch sind die Strukturen im Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich schwer durchschaubar und ändern sich immer wieder. 

Wenden Sie sich daher im Bedarfsfall an eine fachkompetente Beratungsstelle: dort hilft man Ihnen, das individuell passende Pflegearrangement zu finden. In Nürnberg erhalten Sie neutrale Beratung zu allen Fragen der Pflege und zu Hilfen im Alter bei der Zentralen Anlaufstelle Pflege (ZAPf - Tel. 53 989 53). 

 

13.05.2008/dietl